Kritik
Die Idee von Extinction mit den mysteriösen Albträumen ist zwar nichts Neues, wurde in diesem Film aber durchaus spannend und mitreißend inszeniert. Die Invasoren aus dem Weltall werden sehr bedrohlich und übermächtig dargestellt, wie man es bei einem solchen Film auch erwarten würde. Sie kommen mit furchterregenden Anzügen auf der Erde an, die vom Aussehen her einem Insekt ähneln. Sie haben offensichtlich neuartige Technologie, die auf der Erde unbekannt ist und Waffen die unseren überlegen sind.
Die Spezialeffekte sind vielleicht nicht überragend, aber ich finde sie sind ausreichend, um zu transportieren, was sie sollen und deshalb werde ich hier auch nur 2 Punkte für „Kamera & Effekte“ abziehen. Der Aufbau der Geschichte und des Spannungsbogens ist im ersten Abschnitt des Films tatsächlich sehr gut gelungen. Der Zuschauer erhält nur sehr wenige Infos darüber, was passieren wird oder was die Träume bedeuten, aber genug Infos, um ihn neugierig zu machen und die Spannung aufrechtzuerhalten.
Ab dem Zeitpunkt als sich die Träume zu bewahrheiten scheinen, geht alles sehr schnell. Der Protagonist und seine Familie werden von einer Deckung zur nächsten gejagt und es geht nur noch um das nackte Überleben. Viele Fragen, die man sich meiner Meinung nach in einem solchen Szenario stellen würde, kamen dem Protagonisten nicht in den Sinn. Fragen wie, was wollen die Invasoren eigentlich? Wieso greifen sie die Erde an? Wieso vernichten sie alles und jeden? Woher kommen sie? Was oder wer sind sie? Er hat nur das Überleben seiner Familie im Blick, mehr nicht. Das wäre ja erstmal ok, wenn das Schauspiel des Protagonisten (verkörpert durch Michael Peña) nicht so unglaublich hölzern, teilnahmslos und mechanisch wäre. Er strahlt für mich in dieser Rolle kein bisschen Charisma aus und erweckt in mir auch kaum Sympathie. Die emotionale Tiefe seines Schauspiels geht gen 0, da seine Mimik leider sehr monoton ist und keine Gefühlsregung erahnen lässt. Das ist besonders schlimm, wenn man als Zuschauer im Grunde nur ihn hat, um eben die emotionale Tiefe der Geschichte zu spüren. Denn die anderen Schauspieler sind noch blasser gezeichnet und gehen meiner Meinung nach unter. Da mir das, wie man vermutlich merkt, sehr missfallen hat, werde ich hier 6 Punkte für die schauspielerische Leistung abziehen.
Nach dem eingeleiteten Angriff der Invasoren, erfährt der Film gleich zwei Plot Twists, die tatsächlich mal etwas Neues gewesen wären und zu interessanten Fragestellungen führen hätten können. Aber leider nutzt der Film dieses Potential nicht im Geringsten aus. Schlimmer noch, man hat das Gefühl, dass der gesamten Filmcrew nicht nur die Ideen, sondern auch die Lust an dem Film ab der zweiten Hälfte ausgegangen wären und sie alle den Film einfach nur zu einem schnellen Ende führen wollen.
Um auf die Plot Twists und deren Umsetzung eingehen zu können, muss ich ab hier eine Spoilerwarnung aussprechen. Also wer unbeeinflusst den Film Extinction sehen möchte, sei hiermit gewarnt.
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Plot Twist 1: Die Aufdeckung, wer die Invasoren in Extinction sind
Während eines Zweikampfs zwischen einem Invasor und Peter wird der Anzug und insbesondere der Helm beschädigt. Zum Vorschein kommt – ein Mensch. Huch? Wieso greifen Menschen aus dem Weltall die Erde an? Was ist hier los? Wieso tragen sie so komische Anzüge? Und wieso töten sie jeden auf der Erde?
Plot Twist 2: Wenn die Invasoren Menschen sind, wer wohnt dann auf der Erde?
Während des erwähnten Zweikampfs wird auch die Ehefrau von Peter lebensbedrohlich verwundet. Mittlerweile bei Verbündeten angekommen, die offensichtlich für den Angriff bestens vorbereitet scheinen, gibt es offenbar keine Möglichkeit seiner Frau zu helfen. Doch der Invasor bietet seine Hilfe an und scheint dabei der einzige zu sein, der auch tatsächlich helfen kann. Um das Leben der Frau zu retten, muss der menschliche Invasor erstmal Aufklärungsarbeit leisten. Er offenbart dabei, dass die Bewohner der Erde keine Menschen, sondern Maschinen also Cyborgs sind, die vor langer Zeit die Herrschaft an sich gerissen und die Menschheit von der Erde vertrieben haben. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, dass die Menschheit zurückschlägt und die Erde zurückerobert. Die Menschen seien dabei für diesen Fall ausgebildet worden. Ihnen wurde nur nie gesagt, dass die auf der Erde lebenden Maschinen gefühls- und vernunftbegabte Wesen sind, die mittlerweile Familien gegründet haben. Den Soldaten, wie eben diesem Invasor, wurde nicht gesagt, dass sie auch Familien und Kinder werden töten müssen.
Beide Plot Twists weisen auf ein moralisches Dilemma hin, das leider in der Bedeutungslosigkeit des weiteren Filmgeschehens untergeht. Mit diesem Thema hätte man tatsächlich einen großartigen Film erschaffen können, aber dafür fehlte wohl die Motivation. Stattdessen wird ein vor Kitsch triefender und offener Schluss aufgepfropft, um schnell zu beenden, was man gar nicht erst hätte beginnen sollen. Das offene Ende, könnte einen zweiten Teil andeuten, was ich allerdings nicht hoffe. Weil hier so viel Potential in der Geschichte verschwendet wird, ziehe ich der Story 5 Punkte ab und da meine Erwartungen an den Film ebenfalls nicht im Geringsten erfüllt wurden, werden auch hier 5 Punkte abgezogen.
Fazit
Leider ist Extinction keine Bereicherung der Science-Fiction Sammlung von Netflix und hätte vielleicht besser doch nicht vor dem Filmschredder gerettet werden sollen. Die Geschichte hätte zwar sehr großes Potential, um interessante Fragestellungen neu zu beleuchten, verspielt es aber auf ganzer Linie. Wirklich sehr schade!
Wertung
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